Jugendliche haben gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Gleichzeitig bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Zusammenführung von Ausbildungsangebot und Nachfrage bleibt auch für den regionalen Ausbildungsmarkt und alle Akteure eine Herausforderung. Gemeinsam betonen die Vertreterinnen und Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, der Kreishandwerkerschaften Niederrhein und Mönchengladbach sowie der Agenturen für Arbeit Krefeld und Mönchengladbach: Unternehmen können weiterhin Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, Bewerberinnen und Bewerber können sich auch jetzt und in den kommenden Wochen noch auf Ausbildungsstellen bewerben.
Zum Stichtag 31. Oktober wurden bei der IHK Mittlerer Niederrhein 3.922 neue Ausbildungsverträge registriert. Das ist ein Plus von 4,53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (3.752 Verträge). „Damit liegen wir über dem Landesdurchschnitt von 2,2 Prozent“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Dabei ist die Lage in den Teilregionen des IHK-Bezirks auch in diesem Jahr wieder unterschiedlich. „In Mönchengladbach gibt es ein Minus von 0,22 Prozent, in Krefeld ein Plus von 8,03 Prozent, im Kreis Viersen ein Minus von 2,70 Prozent. Im Rhein-Kreis Neuss liegt das Plus bei 9,64 Prozent“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. So wurden in Krefeld 1.049 (Vorjahr: 971) Verträge abgeschlossen, in Mönchengladbach 903 (Vorjahr: 905), im Rhein-Kreis Neuss 1.285 (Vorjahr: 1.172) und im Kreis Viersen 685 (Vorjahr: 704). „Die Zahlen zeigen, dass unsere Bemühungen Früchte tragen“, so Steinmetz. Die IHK werde die Schuleinsätze ihrer ehrenamtlichen Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter, die Azubi-Speed-Datings, die Veranstaltung CheckIn sowie das Engagement der Willkommenslotsinnen und -lotsen und der Passgenauen Besetzung weiter fortsetzen und intensivieren. „Wir haben selbst zwei neue Auszubildende über das Azubi-Speed-Dating gefunden – das zeigt, wie wichtig und hilfreich diese Maßnahmen sind“, so Steinmetz. „In unserer Lehrstellenbörse stehen noch für das aktuelle Ausbildungsjahr Ausbildungsplätze zur Verfügung. Die Betriebe stellen noch bis zum Jahresende ein.“
Agentur für Arbeit Mönchengladbach: Höhere Zahl an Bewerbern
In Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss hat sich die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um eine Ausbildungsstelle 2022/23 gegenüber dem Vorjahr um 112 auf 4.451 erhöht (+2,6 Prozent). Ihnen standen 3.586 von der Agentur für Arbeit erfasste Ausbildungsstellen gegenüber. Das sind 296 weniger als im Vorjahr (-7,6 Prozent). 4.275 der jungen Menschen konnten bis zum Ende des Ausbildungsjahres mit einer Ausbildungsstelle oder Alternative versorgt werden. Das sind 92 mehr als im Jahr zuvor (+2,2 Prozent).
Rainer Imkamp, Leiter der Agentur für Arbeit Mönchengladbach: „Das Interesse an einer Ausbildung ist im Bezirk der Arbeitsagentur für Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss dieses Jahr wieder größer gewesen. Das Plus bei den Bewerbern ist in Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels ein gutes Zeichen. Dies gilt auch dafür, dass die Zahl der jungen Menschen gestiegen ist, die schließlich in ein Ausbildungsverhältnis einmündeten oder eine Alternative finden konnten. Ein besonderes Augenmerk legen wir aktuell mit unseren Partnern im Ausbildungskonsens auf die Gruppe der noch Unversorgten (176), um sie dabei zu unterstützen, ebenfalls noch in diesem Jahr ihre Chance auf eine Ausbildung zu bekommen. Mit einem gewissen Maß an Flexibilität und Mobilität sollte noch einiges möglich sein. Wo das 2023 nicht mehr gelingt, können wir mit anderen Mitteln wie der Einstiegsqualifizierung unterstützen. Die Ausbildungsbetriebe müssen sich darauf vorbereiten, dass es in drei Jahren weniger Bewerber gibt, weil Nordrhein-Westfalen 2027 zum Abitur nach 13 Jahren zurückkehrt und dadurch im Jahr zuvor nahezu ein kompletter Abiturjahrgang fehlt. Hieran knüpfe ich das Plädoyer, das Angebot an Ausbildungsstellen in den nächsten Jahren hochzufahren, um sich die jungen Kräfte rechtzeitig zu sichern, wozu beispielsweise dienen kann, vermehrt Praktika anzubieten.“
Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach: Auf Vorjahresniveau
Die Zahl der bei der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach neu eingetragenen Ausbildungsverträge lag zum Beginn des Ausbildungsjahres 2023 (Stand 26. Oktober 2023) mit insgesamt 434 Verträgen auf dem Vorjahresniveau 2022 (436 Ausbildungsverträge). Die Entwicklung in den einzelnen Handwerkszweigen verlief unterschiedlich. Die technisch anspruchsvollen Ausbildungsberufe der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik (74 Ausbildungsverträge), der Elektroniker (69 Ausbildungsverträge) sowie der Kfz-Mechatroniker (66 Ausbildungsverträge) stellen die zahlenmäßig stärksten Ausbildungsberufe dar. Ebenfalls stark vertreten: Dachdecker (44 Ausbildungsverträge), Maler- und Lackierer (20 Ausbildungsverträge), Tischler (38 Ausbildungsverträgen) sowie Friseure (35 Ausbildungsverträge). Kritisch ist und bleibt die Entwicklung in den Lebensmittelhandwerken, hier gestaltet es sich sehr schwierig, Auszubildende zu finden Mönchengladbach dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass rund 40 offene Ausbildungsplätze nicht besetzt werden konnten“, so Geschäftsführer Stefan Bresser. „Tatsächlich stehen offenen Ausbildungsstellen nicht hinreichend qualifizierte Bewerber gegenüber. Auch für dieses Jahr können noch bis Ende des Jahres Ausbildungsplätze besetzt werden.“
Vor diesem Hintergrund wurden wieder vermehrt Berufsorientierungsmaßnahmen und Ausbildungsakquise-Veranstaltungen angeboten. „Das Engagement der Kammern, Kreishandwerkerschaften und der handwerklichen Betriebe ist erforderlich, um den künftigen Fachkräftebedarf zu sichern“, so Bresser.
Bildtext: Sie zogen gemeinsam Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2023 (von links): Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach, Dr. Sarah Borgloh, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen, IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mönchengladbach, sowie Thomas Gütgens, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein.
Foto: IHK