Mönchengladbach. Eine Abdeckhaube für einen Grill war die erste Bestellung, die Mitte August das neue Logistikzentrum von Amazon in Rheindahlen verließ. Inzwischen sind ein „paar“ weitere dazu gekommen: Vergangenen Montag wurden von Rheindahlen aus eine halbe Million Pakete versendet – vorläufiger Rekord!
„Die Vorweihnachtszeit ist traditionell unser Hauptgeschäft“, bestätigt Standortleiter Ernst Schäffler (Foto links). Rund 2.500 Mitarbeiter sind in diesen Tagen am Standort Rheindahlen beschäftigt, während der normalen Saison sind es im Schnitt 1.800. „Zwei Drittel von ihnen kommen aus Mönchengladbach, der Rest aus dem Umland wie Erkelenz oder Wegberg“, erzählt Schäffler. 80 Prozent von ihnen haben unbefristete Verträge, der Rest wird angestellt, um „Peaks“ wie eben das Weihnachtsgeschäft abzufangen. „Unter unseren Mitarbeitern gibt es 80 verschiedene Nationalitäten, und alle arbeiten friedlich miteinander“, betont der Standortleiter.
Amazon lädt regelmäßig Besuchergruppen und Medien zu Standortbesichtigungen ein, damit sich Außenstehende ein Bild von den Arbeitsbedingungen machen können. Die Gewerkschaft Verdi ruft Amazon-Mitarbeiter regelmäßig zu Streiks auf, um für bessere Arbeitsbedingungen und eine Bezahlung nach den Tarifverträgen des Einzelhandels NRW zu demonstrieren; gegen letzteres wehrt sich der Konzern seit langem und argumentiert, dass die Mitarbeiter Tätigkeiten der Logistikbranche ausüben und nicht des Einzelhandels. Das Unternehmen biete eine Bezahlung am oberen Ende des Branchenüblichen in der Logistik, zudem gebe es Karriere-Chancen und viele Extras, erklärt Amazon-Sprecher Thorsten Schwindhammer. Zum Start erhalten Mitarbeiter einen Stundenlohn von 11,61 Euro vorsieht. Nach zwei Jahren könne ein Mitarbeiter mit einem Stundenlohn von gut 14 Euro in der Logistik so auf gut 2 600 Euro kommen, inklusive Zuschläge und Zusatzleistungen.
Dank Mini-Robotern „Ware zum Mann“ statt „Mann zur Ware“
Bezüglich der Mitarbeiterzahl ist der Standort Rheindahlen überdurchschnittlich schnell gewachsen. Mönchengladbach ist der dritte deutsche Standort und der erste in NRW, bei dem Transportroboter zum Einsatz kommen, welche die bestellten Produkte direkt zu den Mitarbeitern bringen – „Ware zum Mann“ statt „Mann zur Ware“. „Dadurch werden Laufwege verkürzt und Prozesse effizienter gemacht“, betont Schäffler.
Die Digitalisierungstechnik, die sich Amazon in Rheindahlen 105 Millionen Euro kosten ließ, ist in der Tat faszinierend: Die Regale fahren, „geschultert“ von rund 200 Mini-Robotern (ähneln übergroßen Staubsauger-Robotern), scheinbar chaotisch und durcheinander durch die riesige Lagerhalle. Kollisionen gibt es nicht, die Roboter bremsen zentimetergenau vor ihren „Kollegen“ ab. Denn der Computer-Algorithmus weiß genau, was er tun muss: Jedes Regal zu dem Mitarbeiter – der sogenannte Picker – fahren, der es benötigt, um eine bestellte Ware herauszunehmen und weiterzuleiten. Oder den umgekehrten Weg: Ware nach den Vorgaben des Computers in die gelben Regale einzusortieren. Playmobil-Spielzeug ist direkt neben Windeln zu finden, CDs neben Zahnbürsten.
14 Millionen Artikel sind bei Amazon in Rheindahlen eingelagert, darunter über eine Million verschiedene. Die Philosophie von Firmengründer Jeff Bezos sei, alles anzubieten, was online bestellt und versendet werden könne“, so Schäffler. „Unser Ziel ist, jedes Paket einen Tag nach Bestellung auszuliefern“, betont der Standortleiter. Ein hehres Ziel, dem Amazon mit dem neuen Logistikzentrum in Rheindahlen einen Schritt näher kommt – und das in Deutschland nicht das letzte gewesen sein soll: „Deutschland ist für Amazon einer der wichtigsten Absatzmärkte“, unterstreicht Ernst Schäffler.
-jfk
INFO
In den ersten Wochen und Monaten verfuhren sich Lkw auf dem Weg zu Amazon des öfteren in der Umgebung, blieben teilweise gar in Äckern stecken. Amazon hat nun bei Google Maps die korrekte Adresse des Logistikzentrums eintragen lassen, auch die Straßenbeschilderung wurde angepasst. Mit Bezirksvorsteher Arno Oellers sei man im ständigen Austausch, um weitere Optimierungen vorzunehmen und die Belastungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten, erklärt Standortleiter Ernst Schäffler.