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„Gigabit-City“ ist das Ziel

Interview, Dr. Ulrich Schückhaus, EWMG, WFMG

Für die Wirtschaftsförderung Mönchengladbach ist Digitalisierung ein zentrales Thema in 2017. Laut Geschäftsführer Dr. Ulrich Schückhaus verkennen viele Unternehmen immer noch, wie wichtig moderne Technologien sein werden.

Mönchengladbach. Der Anspruch klingt gewaltig: „Gigabit-City“ soll Mönchengladbach werden, als erste deutsche Stadt überhaupt. Flächendeckend soll in Zukunft die Übertragung von Datenmengen von mehr als 1000 Megabit pro Sekunde (was einem Gigabit entspricht) möglich sein. Heute braucht das noch niemand, aber der Datenhunger der Menschen wächst rasant. „Gigabit-City“ ist für die Wirtschaftsförderung das Synonym dafür, dass 2017 das Thema Breitbandausbau im Fokus steht. WFMG-Geschäftsführer Dr. Ulrich Schückhaus: „Wir wollen die bestmögliche Versorgung!“

Herr Dr. Schückhaus, haben in Mönchengladbach alle Unternehmen erkannt, dass das Thema Digitalisierung für jede Branche zukunftsweisend ist?

Dr. Ulrich Schückhaus: Nein, für viele ist das Thema ein Schlagwort, dessen Nutzen für sie zunächst nicht klar ist. Dies liegt auch daran, dass dieses Thema ergänzt um Schlagworte wie Industrie 4.0 inflationär und schwammig benutzt wird. Wichtig ist es für Unternehmen zu erkennen, in welchen Feldern durch Digitalisierung neue Lösungen in ihren Geschäftsbereichen denkbar sind, sowohl auf Kunden- als auch Lieferantenseite. Jedes Unternehmen muss für sich die Frage beantworten, wie sein Geschäftsmodell in fünf und zehn Jahren aussehen wird, welche Produkte man dann anbietet und wer die Kunden sein werden. Das ist vor dem Hintergrund des schnellen digitalen Zeitalters nicht einfach, aber alternativlos.

Ist das Thema für kleine Betriebe genauso relevant wie für große Unternehmen?

Die Größe der Unternehmen ist unwichtig, da sowohl kleine als auch große Firmen betroffen sind. Es ist eher eine Frage der Geschwindigkeit, mit der man sich auf neue Herausforderungen einstellt. Der Schnellere frisst den Langsamen. Die Historie zeigt, dass schon in den vergangenen Jahren große Firmen vom Markt verschwunden sind wie Kodak oder die Riege der Schreibmaschinenhersteller, weil man sich nicht schnell genug auf neue, digitale Geschäftsmodelle umgestellt hat.

Anbieter wie Deutsche Glasfaser und die Telekom investieren verstärkt in den Breitbandausbau, auch in Mönchengladbach. Wie bewerten Sie dieses Engagement, und was wird sich in Sachen Breitbandausbau in 2017 in unserer Stadt tun?

Unser Ziel ist die bestmögliche Versorgung für Unternehmen und Bürger unserer Stadt, Stichwort Gigabit City. Durch die erheblichen Anstrengungen von Deutscher Glasfaser und Telekom werden wir diesem Ziel in 2017 ein erhebliches Stück näher kommen.

In Kürze soll die Position eines Breitband-Beauftragten für Mönchengladbach geschaffen werden. Was werden dessen Aufgaben sein?

Der Breitbandkoordinator soll alle Aktivitäten zur Schaffung einer schnellen Internetanbindung koordinieren. Er stellt sozusagen die Schnittstelle zwischen ausbauenden Firmen und Unternehmen und Bürgerschaft unserer Stadt dar und kümmert sich um möglich „weiße Flecken“, also noch unterversorgte Bereiche.

Mönchengladbach ist „Junior-Partner“ des Düsseldorfer Digital Innovation Hub. Inwieweit kann unsere Stadt von dieser Beteiligung profitieren?

Mönchengladbach ist laut einer Studie des IfM nach Düsseldorf die Stadt mit den meisten Unternehmensgründungen in Nordrhein-Westfalen, viele davon im digitalen Sektor. Unsere Aufgabe ist es, für diese wachsende Gruppe Angebote zu machen, beispielsweise in den Bereichen Finanzierung, Kooperation, Immobilien etc. Das können wir zum einen gemeinsam mit einer lokalen Initiative und Partnern vor Ort, zum anderen hilft aber auch der Blick über den Tellerrand. In der Region gibt es sehr viel Wissen, das sich zu bündeln lohnt, um es allen zur Verfügung zu stellen. Auch können größere Veranstaltungen organisiert werden, die unsere lokale Kapazität übersteigen. Davon profitieren dann auch die Firmen in Mönchengladbach.

Die Fragen stellte Wirtschaftsstandort-Redakteur Jan Finken
Foto: Archiv
(Beitrag aus dem Magazin Wirtschaftsstandort MG / Ausgabe Dezember 2016)