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Professor Schoelen: „Brexit ökonomisch höchst unvernünftig“

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Professor Schoelen von der Hochschule Niederrhein: „Der Mittlere Niederrhein mit seinen industriellen Schwerpunkten Maschinenbau, chemische Industrie und Metallerzeugung wird die Auswirkungen des Brexit spüren. Foto: Fotolia


Mönchengladbach.
Der Niederrhein wird einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union unmittelbar zu spüren bekommen. Das ist die Einschätzung von Professor Dr. Harald Schoelen, Professor für Volkswirtschaftslehre am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein. Demnach drohten insbesondere den international verflochtenen Sektoren wie Chemie, Maschinenbau oder der KFZ-Industrie erhebliche Wertschöpfungseinbußen.

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Professor DR. Harald Schoelen Foto: Hochschule Niederrhein

In einem Beitrag für das aktuelle IHK-Magazin schildert Schoelen ein Szenario der weitgehenden Isolierung Großbritanniens nach dem „ökonomisch höchst unvernünftigen“ Brexit: „Tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse manifestieren sich in Zöllen und zusätzlicher Bürokratie, noch komplexeren Vorschriften und der Neuorganisation von Wertschöpfungsketten. Die Kosten für EU-Unternehmen im britischen Markt steigen. Die Investitionsneigung inländischer und ausländischer Unternehmen und ihre Möglichkeiten zur Humankapitalakkumulation sowie zum F&E-Engagement gehen zurück.“

Die Produktivitätsentwicklung Großbritanniens würde gedämpft, die Realeinkommen sänken. Die Binnennachfrage in Deutschlands drittgrößtem Exportmarkt schrumpfe. Dies betreffe auch die regionale Wirtschaft, fürchtet Schoelen: „Der Mittlere Niederrhein mit seinen industriellen Schwerpunkten Maschinenbau, chemische Industrie und Metallerzeugung wird dies spüren. Hier ansässige Unternehmen werden ihr Auslandsengagement mit den Zielen ‚Stärkung des Vertriebs und Kundendienstes‘ sowie ‚Produktionsverlagerung zur Markterschließung‘ kritisch betrachten.“ Bleibe zudem das britische Pfund im Vergleich zum Euro schwach, würden deutsche Exporte erschwert. Schoelen weist darauf hin, dass dies auch die Kaufkraft britischer Touristen in den EU-Ländern beeinträchtige. Die Tourismusregion Niederrhein sei davon unmittelbar betroffen.