In Zeiten mannigfacher Krisen und Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland und seine Unternehmen hat die Jury „Resilienz“ zum Wirtschaftswort des Jahres 2022 gewählt – als Ausdruck für die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen.
„Resilienz“ tritt damit die Nachfolge des Wortes „woke“ aus 2021 an. Wie im Vorjahr fußt die Jurywahl auf Begriffen, die nach einer Medienanalyse neu in diesem Jahr in den Wortschatz der Öffentlichkeit kamen und dort überproportional oft eingesetzt wurden. Zudem hat die Jury aus Unternehmern, Wirtschaftsjournalisten und -wissenschaftlern sowie Verbandsvertretern (siehe Liste unten), die jedes Jahr neu zusammengesetzt wird, eigene Vorschläge eingebracht.
Diese so entstandene diesjährige Shortlist aus rund 50 Begriffen umfasste viele neue Wortschöpfungen, aber auch politische Begriffe, die Auswirkungen auch auf die Wirtschaft hatten. So fanden sich neben „Quiet Quitting“, “ Taxonomie“, „Greenwashing“, „Stagflation“ oder „Decoupling“ auch „Doppel-Wumms“, „Zeitenwende“, „Zufallsgewinn“ und „Klimasozialismus“ in der Shortlist.
Doch die Wahl der Jury fiel letztlich auf ein anderes Wort. Das ist das Ergebnis:
- Resilienz
- Deindustrialisierung
- Sondervermögen
Statements der Jury
Jurymitglied Frank Thelen (Foto oben): „Resilienz ist in den aktuellen Zeiten wichtiger denn je. Insbesondere Tech-Unternehmen laufen momentan durch herausfordernde Zeiten, werden aber langfristig Erfolg haben, sofern ihre Technologien zu einem effizienteren, nachhaltigeren Leben beitragen.“ Jurymitglied Michael Oelmann, Herausgeber des Mediums DDW Die Deutsche Wirtschaft, ergänzt: „Resilienz beschreibt, welche Schlüsse Unternehmer aus dem multiplen Krisengeschehen des Jahres 2022 zu ziehen haben: Die Flinte nicht ins Korn zu schmeißen, innovativ neue Wege zu suchen und überhaupt: dem ureigenen Optimismus die kaufmännischen Tugenden der Vorsicht und Vorsorge beizugesellen.“
Zum zweitplatzierten Wort „Deindustrialisierung“ führt Jurymitglied Dr. Daniel Stelter aus: „2022 könnte als Schicksalsjahr in die deutsche (Wirtschafts-)Geschichte eingehen. Schon lange nicht mehr wurde unser Geschäftsmodell so fundamental erschüttert und angesichts einer unzureichenden Reaktion der Politik droht eine Beschleunigung des Trends zur De-Industrialisierung, der schon vor Corona eingesetzt hat.“
Das drittplatzierte Wirtschaftswort „Sondervermögen“ ist für Jurymitglied Reiner Holznagel, Präsident des Steuerzahler-Bundes, ein „Inbegriff der Ampel-Haushaltspolitik, die wohlklingend sein mag, aber nur beschönigt: Sondervermögen sind in Wirklichkeit Nebenhaushalte. Inzwischen existieren 28 „Sondervermögen“. Doch nur solide öffentliche Haushalte können Herausforderungen stemmen.“ Jurymitglied Wolfgang Bosbach (Foto) ergänzt: „Sondervermögen hat es verdientermaßen auf Platz 3 geschafft, denn dieser Begriff ist ein „schönes“ Beispiel dafür, wie Politik den wahren Sachverhalt durch eine groteske Wortschöpfung ins Gegenteil verkehren kann.“
Die Jury 2022:
Dr. Patrick Adenauer, Wolfgang Bosbach, Frank Dopheide, Reiner Holznagel, Alexander Marguier, Michael Oelmann, Marie-Christine Ostermann, Armin Reins, Sarna Röser, Dr. Daniel Stelter, Dr. Diana Taubert, Frank Thelen, Roland Tichy, Prof. Dr. Yasmin Weiß (Foto), Judith Williams.
Mehr Informationen: https://www.wirtschaftswort-des-jahres.de/
Fotos: Die Deutsche Wirtschaft GmbH