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Rheydts neue Visitenkarte

Der „Schandfleck“ Rheydter Hauptbahnhof gehört bald der Vergangenheit an: In dieser Woche erfolgte die Grundsteinlegung für das moderne Gebäude, dass sich die Stadt 13 Millionen Euro kosten lässt. Eine zentrale Bedeutung kommt dem Ankermieter Polizei zu.

von Jan Finken

Rheydt. Selten hat eine riesige Baugrube so viel Zufriedenheit ausgelöst wie in dieser Woche. Da trafen sich viele, die verantwortlich sind für die derzeit größte Baustelle im Herzen von Rheydt, am Hauptbahnhof – oder was davon übrig blieb. Einhelliges Fazit: Die Arbeiten für die neue Visitenkarte des Stadtteils, der so viel Wert auf seinen „Haupt-Bahnhof“ legt, sind im Zeitplan – in Zeiten explodierender Baukosten eine mehr als positive Nachricht. Und deshalb freute sich Oberbürgermeister Felix Heinrichs über den zügigen Baufortschritt auf der Baustelle, wo in dieser Woche der Grundstein gelegt wurde. Rund 13 Millionen Euro investiert die Entwicklungsgesellschaft Mönchengladbach (EWMG) in den Bau. „Hier entsteht ein zukunftsweisender Komplex, der mit städtebaulicher Qualität ebenso überzeugt wie mit funktionalen Aspekten“, sagt Dr. Gregor Bonin, Stadtdirektor und Technischer Beigeordneter.

Letzteres ist vor allem für den Ankermieter, die Polizei, von entscheidender Bedeutung. Sie zieht von der in die Jahre gekommenen und zu kleinen Wache auf die andere Straßenseite. „Hier gehört Polizei hin: mitten in die Stadt“, ist Polizeipräsident Mathis Wiesselmann zufrieden, der zwischen den Zeilen den Standort des neuen Präsidiums „an der Peripherie der Stadt“ kritisierte. „Als Eingangstor zu Rheydt vermittelt der Neubau mit teils begrünter Fassade und großzügigen Glaselementen einen modernen, offenen und nachhaltigen Eindruck des Stadtteils und damit der Gesamtstadt“, lobte Heinrichs die Architektur, die aus der Feder von „Brings Architekten“ aus Mönchengladbach stammt. Überhaupt sind viele lokale Gewerke involviert, etwa die Mönchengladbacher Firma Lothar Beeck Bauunternehmung GmbH & Co. KG, verantwortlich für den Rohbau.

OB Felix Heinrichs (vorne links) und Stadtdirektor Dr. Gregor Bonin (vorne rechts) mit den am Bau Beteiligten.⇥Fotos: Hans-Peter Reichartz

„Ich freue mich, dass bei einem so prestigeträchtigen und stadtbildprägenden Gebäude wie dem neuen Hauptbahnhof in Rheydt eine hiesige Firma den Zuschlag bekommen hat“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs. „So wird nicht nur der öffentliche Nahverkehr und das Stadtbild insgesamt aufgewertet, auch die lokale Wirtschaft profitiert von dem Projekt.“

In zehn Monaten soll der Rohbau stehen, Fertigstellung und Bezug sind für das erste Halbjahr 2024 avisiert. „Bei einem so komplexen Projekt ist das vor dem Hintergrund der aktuellen Lieferengpässe im Bausektor eine sehr gute Nachricht“, betont Dr. Ulrich Schückhaus, Vorsitzender der Geschäftsführung der Entwicklungsgesellschaft der Stadt Mönchengladbach mbH (EWMG), die Bauherr des Bahnhofsgebäudes ist.

Parallel läuft die Vermarktung der Flächen für Handel und Dienstleistungen. Erste Mieter haben bereits Interesse bekundet. „Das neue Bahnhofsgebäude wird als Arbeitsplatz, als Aufenthaltsort und Einkaufsgelegenheit nicht nur für Reisende, aber vor allem als Visitenkarte für Mönchengladbach und Rheydt punkten“, ist Bonin überzeugt.

Der guten Tradition im Bausektor folgend hat die EWMG bei der Grundsteinlegung eine Zeitkapsel eingemauert – mit Informationen zum Projekt und Erinnerungsstücken aus dem Baujahr wie Münzen von 2022 und die aktuelle Tageszeitung. Als Bauherr gibt EWMG-Chef Dr. Ulrich Schückhaus in einem Schreiben zudem Einblicke in das Projekt und die schwierige aktuelle Situation im Bausektor, die mit hohen Energiekosten, Lieferengpässen und steigenden Zinsen zu kämpfen hat. „Die Preise im Bausektor sind in der aktuellen geopolitischen Lage schwer kalkulierbar“, sagt Schückhaus. „Das neue Bahnhofsgebäude ist trotz allem eine Investition, die sich langfristig auszahlen wird.“

INFO

605 Tonnen Bewehrungsstahl und 6.270 Kubikmeter Beton werden verbaut, 290 Quadratmeter Mauerwerk und 740 Quadratmeter Wände als Fertigbauteile erstellt.

Visualisierung: BRINGS ARCHITEKTEN