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Strukturwandelprojekt: Startschuss für das Innovation Valley Garzweiler

von Jan Finken

Mönchengladbach/Erkelenz. Das interkommunale Strukturwandel­projekt „Innovation Valley Garzweiler“ steht in den Startlöchern: Unter Federführung des bereits 2017 gegründeten Zweckverbands LANDFOLGE Garzweiler zielt das Projekt in den kommenden Jahren bis 2026 darauf ab, die regionale Wirtschaft mit dem entstehenden Zukunftsraum nach Beendigung des aktiven Tagebaus zu vernetzen. Die neu entstehenden Flächen sollen dabei als große Demonstrationsräume für Innovationen und zukunfts­weisendes Wirtschaften genutzt werden. Dazu bekam das Projekt jetzt insgesamt 3,8 Millionen Euro Fördermittel.

Dass das Projekt nun schnell Fahrt aufnehmen muss, machten die Projektverantwortlichen bei der Vorstellung im Monforts Quartier in Mönchengladbach schnell deutlich: „Das Ende des Braunkohleabbaus ist eine Zäsur für die Region. Diesmal haben wir aber den Vorteil, dass wir diese mit Planung angehen können“, betont Harald Zillikens, Jüchens Bürgermeister und stellvertretender Vorsteher des Zweckverbandes. Mit dessen Gründung 2017 durch Jüchen, Mönchengladbach, Erkelenz und Titz (neu dabei ist seit 2023 Grevenbroich) haben die Kommunen die Gestaltung der Tagebaufolgelandschaft gemeinsam in die Hand genommen, doch angesichts des frühzeitigeren Kohleausstiegs bereits 2030 „haben wir für den drastischen Umbruch nur wenig Zeit“, so Zillikens. Also muss der Zukunftsraum am 2200 Hektar großen Restsee, der das sichtbare Merkmal des ehemaligen Braunkohlegebiets werden soll, schneller als gedacht geplant und realisiert werden. Und bei diesem Prozess sollen das Know-how und die Kapazitäten der Firmen in der Region intensiv eingebunden, aus Vorhandenem Neues entwickelt werden. Ziel des Projekts ist es, Wirtschaft, Wissenschaft, und Wirtschaftsförderung miteinander zu vernetzen.

Konkrete Pläne oder Projekte dürfe man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht von dem Langzeitprojekt, dessen Finanzierung vorläufig bis 2026 gesichert ist, aber nicht erwarten, unterstrich Volker Mielchen,
Geschäftsführer des Zweckverbands LANDFOLGE Garzweiler. „Unser Ziel ist die Schaffung neuer Netzwerke und die Verknüpfung und Stärkung bestehender Unternehmen.“ Diese, ergänzt Jürgen Schnitzmeier, Geschäftsführer der Partnergesellschaft Zenit, seien nach wie vor „das Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Deshalb wollen wir sie nach ihren Innovationsplänen befragen und was sie dafür zur Verwirklichung benötigen.“ Der Kreisdirektor des Rhein-Kreis Neuss, Dirk Brügge, erinnert sich vor dem Hintergrund des Netzwerkgedankens an ein regionales Unternehmen, „das vor einer Herausforderung stand und weltweit auf die Suche nach einer Firma ging, das die Lösung bietet. Dieses Unternehmen fand sich schließlich im selben Gewerbegebiet.“ Brügge spricht von einer Innovations-Plattform, auf der sich Unternehmen, Wissenschaft und Wirtschaftsförderungen in der Region vernetzen sollen, um neue Ideen und Produkte zu entwickeln, die dann auf der großen frei werdenden Fläche nach dem Ende des Braunkohletagebaus verwirklicht werden können. Mögliche Kooperationen seien etwa im Bereich der im Rhein-Kreis stark vertretenen energieintensiven Wirtschaft wie im Aluminiumbereich, vorstellbar, um angesichts hoher Energiekosten weniger energieintensive Lösungen zu finden.

Netzwerk für Innovation

Die Kooperation der Unternehmen über kommunale Grenzen hinweg ist ein wesentlicher Bestandteil des Innovation Valley Garzweiler. Unter dem besonderen Aspekt der Innovationsförderung arbeiten deshalb die Wirtschaftsförderung Mönchengladbach, die Wirtschaftsförderung Rhein-Kreis Neuss, die Wirtschafts­förderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg sowie die ZENIT GmbH als Innova­tionsagentur des Mittelstandes und des Landes Nordrhein-Westfalen zusammen.

Innovation Valley Garzweiler soll bestehende Programme der Städte und Kreise sinnvoll ergänzen. Entwicklungsschwerpunkte und Innovationsfelder wurden im Wirtschafts- und Strukturprogramm des Rheinischen Reviers definiert. Ein übergreifendes Ziel ist der klimaneutrale Umbau der gesamten Region. Innovation Valley Garzweiler soll als Prozess in einem Innovations-Ökosystem der Wirtschaft mit der Wissenschaft gestaltet werden, um auch mittelständischen Unternehmen größere Innovationspotenziale und Perspektiven über das lokale Umfeld hinaus zu eröffnen. Entsprechend bietet das Projekt den Rahmen, um die Innovationspläne kleiner und mittelständischer Unternehmen in der Region kennen zu lernen und diese miteinander zu vernetzen.

Raum- und Standortentwicklung

Auftakt für diese Arbeit ist eine überregional ausgerichtete Konferenz am 22. März 2023 im Mönchengladbacher Hugo Junkers Hangar unter dem Motto „Wissenschaft und Wirtschaft trifft Raum“. Denn im Rahmen des Förderprojekts widmen sich verschiedene Studien speziellen Aspekten der Standort- und Raumentwicklung im Nordrevier um den Tagebau Garzweiler. Der voraussichtlich rund 2.200 Hektar große See und seine touristische sowie wirtschaftlich Erschließung spielen dabei nicht nur räumlich eine zentrale Rolle. Der See wird ab Mitte des kommenden Jahrzehnts auf dem Gebiet der beiden beteiligten Kreise und der Stadt Mönchengladbach entstehen.

Raum für Innovation

Innovation Valley Garzweiler startet in die konkrete Arbeit mit einem neuen Auftritt und neuer Internetseite, die unter der Adresse www.innovation-valley.de abrufbar ist. Die Internetseite wird in den kommenden Jahren als wesentliche Plattform Schritt für Schritt erweitert und stellt stets aktuelle Informationen rund um Innovation Valley Garzweiler und den „Raum für Innovation“ zur Verfügung. Gleichzeitig verfügt das Projekt jetzt über ein eigenes Logo, das die Arbeit als sichtbares und wieder­erkennbares Zeichen in den kommenden Jahren ebenfalls begleiten wird.

Die Förderung des Innovation Valley Garzweiler erfolgt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des so genannten STARK-Programms zur „Stärkung der Transformationsdynamik und Aufbruch in den Revieren und an den Kohlekraftwerkstandorten“. Auch das Land NRW ist an der Förderung des Projekts als wertvollen Beitrag zur Bewältigung des Strukturwandels im Nordrevier beteiligt.

Unter www.innovation-valley.de finden sich weitergehende Informationen.

Der Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler

Der Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler wurde 2017 gegründet. Mitgliedskommunen sind die Städte Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen, Grevenbroich sowie die Landgemeinde Titz. Der interkommunale Verband umfasst ein Gebiet, in dem mehr als 400.000 Menschen leben. Das Unternehmen RWE Power AG und die Region Köln-Bonn e.V. gehören dem Verband als beratende Mitglieder an. Die Geschäftsstelle befindet sich direkt am Tagebau im Erkelenzer Ortsteil Kuckum. Verbandsvorsteher ist Dr. Gregor Bonin, Geschäftsführer Volker Mielchen. Der Zweckverband bearbeitet die Themenfelder Landschaft, Gesellschaft, Wirtschaft, Städtebau und Infrastruktur. Zentrale Aufgabe des Verbandes ist die Entwicklung und Umsetzung von Projekten in der Tagebaufolgelandschaft und ihrer Umgebung. Darüber hinaus unterstützt der Zweckverband die Mitgliedskommunen bei der Umsetzung eigener Strukturwandelprojekte und vertritt ihre Interessen in der überregionalen Zusammenarbeit der Tagebauregionen im Rheinland. Internet: www.landfolge.de

Bildtext: Sie stellten die Pläne für das Innovation Valley im Monforts Quartier vor (v.l.): Jürgen Schnitzmeier (Geschäftsführer Zenit GmbH), Ulrich Schirowski (Geschäftsführer Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg), Harald Zillekens (Bürgermeister Stadt Jüchen), Dirk Brügge (Kreisdirektor Rhein-Kreis Neuss), Volker Mielchen (Geschäftsführer Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler) und David Bongartz (Prokurist der Wirtschaftsförderung Mönchengladbach / WFMG).

Foto: Andreas Baum