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Gewerkschaft beklagt: „Immer weniger Power in der Lohntüte“

Mönchengladbach. Gegen den „Rutsch-Effekt“ beim Euro in der Lohntüte: Rund 6.440 Unternehmen gibt es nach Angaben der Arbeitsagentur in Mönchengladbach. „Ein Großteil davon drückt sich davor, ihre Beschäftigten in der Krise zu unterstützen: Extra-Geld gegen die Löcher, die die Inflation ins Portemonnaie reißt? – Fehlanzeige. Viele Chefs in Mönchengladbach machen um die Inflationsausgleichsprämie einen großen Bogen. Und das geht quer durch alle Branchen: von Hotels bis zu Lebensmittelbetrieben“, sagt Claudia Hempel von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Dabei sei die Prämie ein Instrument, das die Bundesregierung extra geschaffen habe, um die Härte der Krise abzufedern.

Für alle Beschäftigten in Mönchengladbach, die bislang leer ausgegangen seien, werde es höchste Zeit, einen „Inflationspuffer“ zu bekommen. Es gehe schließlich darum, den „Schwund bei der Kaufkraft wenigstens ein Stück weit aufzufangen“. Immerhin habe die Inflation auch im Januar mit einer Teuerungsrate von 8,7 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr für eine spürbare Belastung der privaten Haushaltskassen geführt. „Der ‚Rutsch-Effekt‘ vom Euro ist enorm. Monat für Monat steckt weniger Power in der Lohntüte“, so Claudia Hempel.

Die NGG fordert Unternehmen in Mönchengladbach auf, sich „nicht vor der Inflationsausgleichsprämie zu drücken“: „Die Prämie von bis zu 3.000 Euro sollte genutzt werden. Sie kann auch in Etappen ausgezahlt werden. Wer noch keine Inflationsprämie bekommen hat, sollte beim Chef anklopfen. Ideal ist es natürlich, wenn ein Betriebsrat das erledigt“, so die Geschäftsführerin der NGG-Region Krefeld-Neuss, Claudia Hempel.

Es gehe dabei immerhin um effektive Einmalzahlungen, bei denen der Staat nicht mehr die Hand aufhalte: Für die Inflationsausgleichsprämie werden keine Steuern und Abgaben fällig – also keine Lohnsteuer, keine Abzüge für die Renten-, Kranken-, Pflege-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung.

Bei Nestlé stünden die Zeichen auf zugenähte Taschen für die Belegschaft, deswegen machten Gesamtbetriebsrat und die NGG dort gemeinsam Stimmung für die Auszahlung. In allen deutschen Standorten haben Betriebsräte und Belegschaften ihre finanzielle „Notsituation“ in zusätzlichen Betriebsversammlungen und Aktionen vor dem Werkstor dem Arbeitgeber mitgeteilt. Die Arbeitnehmenden fordern die Inflationsausgleichsprämie seit November 2022 und haben dem Vorstandsvorsitzenden in Deutschland 3.500 Unterschriften überreicht, die die Forderung stützen. Nestlé möchte aber die Prämie bei den bevorstehenden Tarifverhandlungen nutzen, um die tabellenwirksamen Erhöhungen zu minimieren.

Wichtig sei, dass es sich bei der Inflationsausgleichsprämie nicht um einen Ersatzlohn handele: „Für den fairen Lohn setzen sich die Gewerkschaften in Tarifrunden ein. Die Prämie ist eine Art finanzielles ‚Inflations-Pflaster‘“, sagt Claudia Hempel.

Die Gewerkschafterin kündigte Lohnforderungen von „10 plus X“ Prozent an. Azubis müssten mindestens 150 Euro mehr pro Monat bekommen. Dafür werde sich die Gewerkschaft NGG in den kommenden Wochen am Tariftisch einsetzen: „In der Süßwaren-Industrie stehen Lohnverhandlungen bevor. Ebenso in der Milch-, Obst- und Gemüseindustrie. Auch für die Beschäftigten in Brauereien wird es um ein kräftiges ‚Lohn-Update‘ gehen“, so Hempel.

Beschäftigte, die Unterstützung bei der Inflationsausgleichsprämie benötigen oder mehr zu den bevorstehenden Tarifrunden erfahren wollen, können sich an die NGG Krefeld-Neuss wenden: (0211) 506 695-0 | region.blnr@ngg.net.